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CALL ME BY MY NAME

MEIN NAME

Mein Name ist Li. Li Kemme. Die Antwort auf die Frage, ob das mein „richtiger“ Name sei, lautet: Ja. Er ist weder „nur“ eine Abkürzung noch „erfunden“ und nicht als vermeintlich „unecht“ zu entlarven.
Er ist aber und das haben viele immer wieder erkannt auch ein Indiz für einen Komplex, der über den bloßen Namen hinaus geht. Ich wünsche mir vielmehr – und das über mich selbst hinaus – dass das/mein Bedürfnis nach einer selbstgewählten, passenden Ansprache ernst genommen wird. Wenn ich mich fern von pauschaler Außeninterpretation oder projizierter Fremddefinition angesprochen weiß, dann fühle ich mich auch respektvoll

MEINE GENDER-IDENTITÄT

Vieles weiß ich – noch – nicht. Ich weiß aber – und das schon länger – dass ich nicht eindeutig binär gelabelt werden kann und das anders möchte – in Sprache, wie in Schrift. Ich bezeichne mich nach Möglichkeiten gegebener sprachlicher Angebote als:

NON-BINARY / NICHT-BINÄR


Innerhalb der Kathegorien ist es so erklärbar: ich bin nicht Cis sondern Divers. Der Überbegriff kann Trans sein, nur dass ich non-binär bin und nicht transmännlich oder transweiblich bin. Nun, ich begehe nicht ein bestimmtes Ziel, vielmehr den bewussten Prozess, mich aus der klaren weiblichen* oder männlichen* Einordnung weiter zu befreien, da ich dort nie sein wollte aber immer wieder hin zurück gedrängt werde (ohne Vorwurf: meistens erfolgt dies durch Unwissen).

Ich verordne mich also nicht verordnet.

Dieses „Dazwischen“ ist für mich keine schlichte Abwesenheit von etwas, sondern etwas Eigenständiges, das immerzu real gewesen ist und auch eine Sichtbarkeit hat. Dennoch braucht es mehr dieser Sichtbar- und Hörbarkeit, um verschwendete Energie frei zu setzen. Durch differenzierte Sprache/ Ansprache/ Bezeichnung, kann (mir und allen anderen auch) ein „Dazwischen“ zum „Sowohl als Auch“ werden und dies ein wenig mehr lebbar und erlebbar (gemacht) werden.

Sprache beinhaltet Vision.

KONKRETE UMSETZUNG


Letztlich stelle ich diesen Umgang auch in die Runde, ich äußere auch den Wunsch des „kreativen“ Vorschlagens. Gleichzeitig biete ich Euch hier ein paar Möglichkeiten an, um mehr zu verstehen, was ich meine, wie solch eine AnSprache (explizit nur für mich, die anderen müssen selbst gefragt werden) aussehen soll.


Wenn ihr über mich sprecht, dann sagt am besten einfach meinen Namen. Der ist ja auch schön kurz. Wenn das nach zigfacher Wiederholung innerhalb eines Absatzes irgendwann nervt – total verständlich – dann sagt lieber „er//sie“ oder „sie//er“ oder einmal „sie“ und dann „er“ – tendenziell eher „er“, denn das markiert, dass Ihr mein Anliegen ernst nehmt.


Wenn ihr mich als Subjekt bezeichnen müsst (weil es z.B. darum geht herauszustellen, dass es sich um eine Quoten-Verordnung handelt und „Mensch“, „Person“ nicht reicht), dann verwendet keine eindeutige Geschlechterzuordnung innerhalb der Cistem-Begriffe. Wenn mich jemand z.B. fragt, wie es denn in einem reinen Frauenjahrgang war, kann ich darauf nicht antworten.


Sprecht den Unterstrich mit. Die Lücke. Das Gap. Die Luft. Den Platz dazwischen: Wenn ihr z.B. über mich sagen wollt, dass ich krass übertriebene Muckies habe (das ist tatsächlich das einzige gelogene in diesem Text, also krass schon, aber nicht übertrieben) dann sagt: „Li ist Bodybuilder in“


Schreibt in vieleinbindender non-binärer Form. Ich bin euch übrigens gerne Freund_in, Kolleg:in, Mitbewohner in, Bekannte*r, Begleiter{}in, MitarbeiterIn….


Wenn es geht, lasst das Pronomen vor meinem Namen einfach weg. Wenn ihr mich z.B. jemandem anderen vorstellt sagt einfach: „Ja und das ist Li“. Ihr helft mir sehr, wenn Ihr anderen Leuten im Vorhinein meine Pronomen nennt, dann muss ich das nicht immer selbst machen.


dt.: er:sie // ihr:ihm engl.: they // them

FRAGEN UND ANTWORTEN


Ich verstehe diese Bekanntmachung nicht als Outing für schlicht einen neuen gestempelten Zustand (I´M NOT THE QUING OF THE STONESTAGE – BUT A QUING INDEED). Dies ist vielmehr ein Wunsch der Mitarbeit. Der gemeinsamen Arbeit an einer ansprechenderen Sprache. Der Wunsch nach Veränderung, da ich mich in bestehende, vermeintlich feste Gechlechteridentitäten mit deren klaren Bezeichnungen, weder einordnen kann noch will. Dies ist ein Wunsch nach einer Mitarbeit dafür, dass mir durch (falsche) Fremdeinordnung nicht der Vibe und die Motivation für Wesentlicheres gekillt wird. Auch dies gilt sicher wieder für andere.


Gerne versuche ich im besten Willen Fragen zu beantworten. Seid bitte nicht gegen den Kopf gestoßen, wenn ich dazu aber manchmal nicht bereit bin// den Nerv habe oder die Worte finden kann.

VIELEN DANK

„You have the chance to speak me into existens. You might be the only person who gender me correctly that day.“
A Poem To Everyone In My Life Who Misgenders Me (And Thinks It’s No Big Deal)

Ein Gedicht das noch einmal vieles zusammenfasst.

Ein Gedicht das nocheinmal vieles zusammenfasst. Danke für die Aufmerksamkeit